Dokumente waidmännischer Arroganz

Die Jäger führen nicht nur Krieg gegen die Tiere …


Aus der Zeitschrift „Niedersächsischer Jäger“, Heft 10/1999, S. 14-17

„Wir Jäger sind nicht allein in unseren Revieren, sondern teilen sie mit unseren Mitmenschen.“

Dieser erste Satz des Artikels soll keine Banalität aussprechen, sondern ein Programm formulieren: Wie beseitigen wir das Ärgernis?! Nicht das Wild, die Jäger fühlen sich gestört:

„Das Wild hat vielfach gelernt, mit diesen Beeinträchtigungen umzugehen. Im Harz gibt es Reviere mit besten Schalenwildbeständen inmitten der Touristenmassen.“

Nun werden konstruktive Vorschläge zur „Lenkung der Massen“, so der Titel des Artikels, diskutiert:

Am Text zum Bild kommt die Verlogenheit der Jäger besonders deutlich zum Ausdruck: Wenn ihre Behauptung wahr wäre, dass Spaziergänger schon durch ihre bloße Anwesenheit das Wild vertreiben würden, könnte es an einem „sehr stark benutzten Wanderweg“ kein Einstandsgebiet geben, also ein Gebiet, in dem das Wild sich tagsüber versteckt!

Foto aus dem nds. Landesjagdbericht 2005, S. 18, von S.-E. Arndt

Der Artikel „Lenkung der Massen“ erschien in der Rubrik „Jagd und Öffentlichkeit“ der Zeitschrift „Niedersächsischer Jäger“, dem Mitteilungsblatt der Landesjägerschaften Niedersachsen und Bremen. Zum selben Thema schloss sich ein weiterer Artikel an mit der Überschrift „Gespräch mit 'Störenfrieden' suchen“. Meine nachfolgende Sammlung dokumentiert, wie das „Gespräch“ abläuft.

Drei Jäger verklagen einen Spaziergänger

Wer zur falschen Zeit am falschen Ort spazieren geht, wird vor Gericht gestellt.

An einem warmen Sommerabend des Jahres 2001 unternahm ich mit meinem Hund einen Spaziergang rund ums Dorf Gockenholz, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ich ging über eine Wiese, als die Stimme der Jägerin Christine Knobel von einem Hochsitz herab ertönte: „Sie stören den Jagdbetrieb! Ihr Hund bedroht mich! Ich rufe die Polizei!“ Ich antwortete: „Ich freu mich drauf!“ Zunächst kam nur ihr Ehemann von einem anderen Hochsitz herabgeklettert, später noch ein weiterer Jäger. Die Polizei kam nicht. Nachdem wir bis zur Dunkelheit gewartet hatten, wurde mir die Sache langweilig, und ich ging nach Hause. Einige Tage später erhielt ich einen eingeschriebenen Brief mit der Drohung, ich solle mich bei Strafe von 500 000 DM oder einem halben Jahr Gefängnis zu folgendem verpflichten: Niemals eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang sowie niemals zwei Stunden vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenuntergang das Jagdrevier der Jagdgenossenschaft Gockenholz zu betreten. Das Jagdrevier beginnt an meinem Gartenzaun!

Den Brief heftete ich ab und erhielt einige Wochen später eine Vorladung zu einer Gerichtsverhandlung. Als Kläger gegen mich trat auch Adolf Marske, Betreiber des Restaurants Birkenhof in meinem Dorf auf, der Jagdpächter. Die Gerichtsverhandlung endete mit einem Vergleich (Kompromiss): Die Jäger erhielten das Recht zugesprochen, mir an zwei Tagen in jeder Woche das Spazierengehen zu verbieten. Welche zwei Tage das sein würden, mussten sie mir jedesmal telefonisch ankündigen.

Übrigens sind die drei Jäger und ihr jagender Anwalt Wendenburg Anhänger einer Partei, die sich die Freiheit des (besserverdienenden) Bürgers auf die Fahnen geschrieben hat.

„Die Grünröcke erklärten in dem Rechtsstreit, sie wollten den Wald nicht für Spaziergänger 'dichtmachen', wohl aber sich gegen militante Jagdgegner wehren.“ (CZ, 29. Sept. 2001)

Nachdem die Knobels bis Ende Januar 2002 regelmäßig zweimal wöchentlich telefonisch ihr Kommen ankündigten, um mir das Spazierengehen zu verbieten, scheint ihnen dann doch die Lust vergangen zu sein, weiterhin in Gockenholz dem edlen Waidwerk zu frönen. Was diesen zartbesaiteten Menschen – ihres Zeichens Geigenbauer – widerfahren sein mag, entzieht sich meiner Kenntnis. Tatsache ist jedenfalls, dass ihr Jagd­erlaubnis­schein­aussteller Adolf Marske, Pächter des Reviers der Jagdgenossenschaft, dadurch vor dem Problem stand, die Jagdpacht selbst zahlen zu müssen anstatt durch die Knobels. Er suchte händeringend Nachfolger und wollte sogar den Jagdpachtvertrag kündigen. In letzter Minute fand er zwei Jäger aus Emsdetten (über 200 km entfernt), die nicht nur brav ständig neue Hochsitze zimmern, sondern auch noch Futtermais für die Wildschweine von der Raiffeisen-Genossenschaft Emsdetten heranschaffen.

Rechenaufgabe: Die Jagdpacht für Marske betrug rund 8600 DM. Ein Jagderlaubnisschein kostete üblicherweise 6000 DM. Wie hoch wäre der Profit für Marske, wenn er zwei Jagderlaubnisscheine zu diesem Preis ausgestellt hätte?

Das alles ist lange her. Herr Knobel ist inzwischen gestorben, ob standesgemäß auf einer Elchjagd in Schweden oder schnöde in einem weichen, warmen Bett, das ist nicht überliefert. Marskes Jagdpachtvertrag wurde nicht verlängert. Er hat sein Restaurant geschlossen und sich beruflich zur Ruhe gesetzt. Nun haben wir Jäger, die ihr Handwerk etwas besser verstehen, und die hinter vorgehaltener Hand berichten, dass der schlimmste Jagdstörer ein Jäger aus meinem Dorf ist — Jagdneid!

Ein Jäger zündet Hochsitze an

Zwischen 2016 und 2020 brannten im Kreis Celle mehrere Hochsitze ab. Ein Jäger und ehemaliger Polizist wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll auch noch tausend Strohballen angezündet, Wildkameras gestohlen und illegale Munition besessen haben. Er war schon zweimal wegen Körperverletzung und einmal wegen Diebstahl verurteilt worden. Der Richter sagte zum Angeklagten:

„Die Jagdgesellschaft nahm Herrn U. nicht in ihren Reihen auf. Da beschlossen Sie: Ihr lasst mich nicht jagen, jetzt zünde ich euch die Hütten an.“ (nach CZ)

Ich bin der Kreisjägerschaft aufrichtig dankbar, dass sie nicht mich, den „militanten Jagdgegner“, verdächtigt hat (jedenfalls nicht mit Nennung meines Namens).

Quellen: jagderleben.de, 17.11.2020, CZ, 17.11.2020.

Die Celler Polizei war sich schon beim ersten brennenden Hochsitz sofort sicher: Es „könnten“ Jagdgegner gewesen sein. Überhaupt die Polizei: Ich erinnere mich noch an den Polizisten E., der vor vielen Jahren eine bezahlte Jagdgelegenheit in Gockenholz hatte. Man sah ihn oft während der Dienstzeit mit einem Dienstfahrzeug durchs Revier fahren.

Polizisten haben es auch nicht leicht, besonders, wenn sie in den Knast müssen. Der Verurteilte U. sagte:

„Ich habe keine Angst vor der Zeit in Haft, aber vor den Leuten. Polizisten als Insassen rangieren da auf einer Stufe mit Pädophilen.“ (nach CZ, 8.7.2022)

Jäger zünden eigene Hochsitze an

Jäger sind auch nur Menschen, und mancher, der im Winter lange Zeit auf einem Hochsitz ausharren will, besorgt sich einen Gasofen als Wärmespender. Nur sollte man vorsichtshalber nach dem Entzünden in der Nähe bleiben … So geschah am Freitag, dem 18. Dezember, im Jahre des Herrn 2020 in Thüringen kein Wunder …

Quelle: jagderleben.de, 22.12.2020)

Für besonders kälteempfindliche Seelen gibt es mittlerweile Gewehre mit beheizbarem Schaft.

Jagderleben.de meldete eine ganze Reihe ähnlicher Vorkommnisse. Mit besonderem Knalleffekt: „Jäger vergessen Gaskocher – Explosion in Jagdhütte“ (4.12.2020). Besonders mysteriös: „Hochsitz in Flammen: Leiche auf Kanzel gefunden“. Es war die Leiche einer Jägerin. Die Polizei fand die Reste eines Gasofens (28.1.2021). Besonders umständlich: „Jäger zündet Wespennest an – Hochsitz brennt ab“ (26.8.2019).

„Jagdneid, Missgunst und Vandalismus unter Jägern

Beschädigungen von Jagdeinrichtungen werden gerne den Jagdgegnern zugeschrieben, obwohl viele dieser mut- und böswilligen Vorfälle von Personen aus den eigenen Reihen begangen werden. Die Dunkelziffer ist hier ziemlich hoch.
Die 'grünen Täter' demolieren Hochsitze und Wildfütterungen, sie beschädigen oder zerstören Einrichtungen zur Wildschadensverhütung oder sie verstänkern Wildwechsel in der Nähe von Hochsitzen.
Bei den Tätern handelt es sich weniger um die üblichen Kriminellen als vielmehr um psychisch gestörte Jäger. Sie wollen damit ihre Probleme (Jagd- und Beuteneid, Missgunst, Rache wegen Abschuss eines selbst begehrten Trophäenträgers, Rache wegen Wegpachtung einer Jagd oder sie fühlen sich durch Hochsitze und Fütterungen an der Reviergrenze in ihrem eigenen Jagderfolg beeinträchtigt usw.) abreagieren.“

Quelle: Tierschutz St. Hubertus, Forsthaus Failz, D-54516 Wittlich

https://web.archive.org/web/20010714081607/http://home.t-online.de/home/tsh.wittlich/142Jgdschaden.htm


Und dann war da noch der Vorsitzende einer Jagdgenossenschaft, der Hochsitze ansägte, weil er den Jagdpächter zum vorzeitigen Pachtende erpressen wollte. Leider hat er sich dabei von Wildkameras fotografieren lassen.

CZ, 28. Juni 2003

„Landwirt fühlt sich von 'militantem Jagdgegner' provoziert

Wilder Waidmann schlägt Reiter die Nase blutig“

Der Bauer und Jäger Helms hatte mir schon mehrfach das Reiten auf seinen privaten Fahrwegen verboten. „Was im Gesetz steht, interessiert mich nicht!“ schrie er mir einmal zu. Nun hatte ich, weil offensichtlich unbelehrbar, zwei Faustschläge auf die Nase verdient. Der CZ sagte er dazu:

„Dieser fürchterliche Mensch reitet sogar unter Hochsitzen hindurch und verjagt das Wild […] Andresens Freundin hat selbst ein Jagdrevier, sollen sie doch dort ausreiten.“ (CZ, 28. Juni 2003)

Jagdszenen aus der Südheide

Sommerlicher Sonnenuntergang. Reiter A. zu Pferd auf Feldweg; Jäger, vom Hochsitz herabsteigend: „Ich zahle 20 000 DM im Jahr für die Jagd, und nun kommen Sie und verscheuchen mir das Wild! Die Fußgänger und Radfahrer sind schon schlimm genug, aber die kommen wenigstens nicht mehr so spät wie Sie. Wissen Sie denn nicht, dass es eine Abmachung mit den Reitvereinen gibt, nach 18 Uhr nicht mehr im Wald zu reiten?“ Sprach's und fuhr mit seinem BMW davon, der 100 m entfernt parkte.
Reiter A. ist kein Mitglied in einem Reitverein, kann sich allerdings nicht vorstellen, dass Reitvereine den Jägern das Betreten (oder Befahren) des Waldes vor 18 Uhr verbieten möchten.

Reitergruppe auf Feldweg trifft auf Jäger T. Dieser steigt aus seinem Geländewagen aus: „Wir Jäger und Reiter müssen doch für einander Verständnis haben. Das gesamte Gelände hier gehört mir; dieser Weg ist ein Privatweg. Bitte reiten Sie auf den öffentlichen Wegen. Hier ist eine Wildruhezone.“
Jäger T. ist Makler und Bauunternehmer und durch eine illegale Bauschuttdeponie seinem Revier bekannt geworden, die er in seiner Amtszeit als Bürgermeister von B. anlegte.

Wonnemonat Mai im Revier von T. bei B.

Drei Radfahrer machen Pause an einer Waldlichtung, an der – natürlich – ein Hochsitz und gegenüber davon eine Futterraufe steht. Ein Geländewagen mit Anhänger rollt heran, eine Jägerin steigt aus: „Jetzt im Mai brüten hier überall die Vögel. Bitte bleiben Sie doch auf den Hauptwegen.“ Vom Anhänger, der mit Kartoffeln für das Wild beladen ist, tropft Blut.

Der neue Jagdpächter von S., ein halbblinder Alkoholiker, der sich als Professor im Ruhestand ausgibt, sperrte viele Reit- und Wanderwege durch Schranken, machte mit Hilfe eines Filzstiftes aus Reiterlaubnisschildern Reitverbotsschilder und teilte den Reitern in seiner Nachbarschaft mit, dass er leider viele, viele Nägel auf einem Reitweg verloren habe.

Bauer und Jäger H. brachte an mehreren Wegen Reitverbotsschilder an sowie ein Schild „Spazierengehen nur bis 18 Uhr erlaubt. Der Jagdherr“. Er lauert Reiter A., der in alter Gewohnheit einen neuerdings verbotenen Weg benutzt, auf und stellt ihn zur Rede. A. erwidert: „Das niedersächsische Waldgesetz erlaubt das Reiten auf allen Fahrwegen.“ H. brüllt: „Was im Gesetz steht, interessiert mich nicht!“ H. wirft einen 35er-Schraubenschlüssel dem Pferd klirrend zwischen die Beine. A. biegt eilig in einen unbeschilderten Waldweg ein. H. brüllt hinterher: „Da ist das Reiten auch verboten!“
H. ist ein echter Sportsmann alter Schule. Natürlich wollte er niemanden ernstlich verletzen, sondern nur das Pferd ein wenig erschrecken. Und nur ein schlechter Reiter wäre zu Boden gegangen.

Und dann ist da noch der Bauer, Jäger, Reiter und Pferdezüchter S., der im Herbst eine exklusive Schleppjagd hinter der Niedersachsenmeute veranstaltet, die kreuz und quer durch den Wald und auch mal über einen bestellten Acker führt. Erblicken die Hunde der Meute ein Reh, so wird es nebenbei schnell mal gerissen. Da in seinem Dorf das Reiten immer beliebter wird, sah sich S. ganz einfach gezwungen, Wege, die er noch nicht umgepflügt hatte, und seine Jagdreviere mit Schranken und Verbotsschildern für das gewöhnliche Volk zu verbarrikadieren. „Als Grundbesitzer muss man doch auch Vorteile haben“, sagt seine reitende und jagende Tochter. S.' Pferde leiden unter Satteldruck.

Hubertusjagd
„Diese zudringlichen Berliner! Man müßte den Wald noch viel strenger absperren, lieber Baron!“ — „Warum, Komtesse, so als Staffage macht sich der Mob janz nett.“
E. Thöny, Simplicissimus 1898

Im Jagdrevier von S. sieht man an den Wochenenden Jäger aus Holland, die zur Freude der einheimischen Jäger mit Taschenlampen durch den Wald stolpern. Einer von ihnen soll beim Wildern erwischt worden sein.

Außerdem streift der Erbe einer Braunschweiger Bäckereikette derart häufig durch S.' Revier, dass sich das Wild kaum noch blicken lässt, obwohl der Bäckermeister Brot und Kuchen verstreut.


Carl Spitzweg, Der Sonntagsjäger (um 1845)

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/5c/Carl_Spitzweg_035.jpg/374px-Carl_Spitzweg_035.jpg

 

Leserbrief in der Zeitschrift „Freizeit im Sattel“, Heft 9/1995

Erlebnis im Celler Land

Niedersachsen und Celle sind mit Recht stolz auf ihre Pferdezucht und deren klangvollen Namen. Tauchen die gleichen Pferde jedoch außerhalb der Box oder Reitanlage in der freien Natur auf, so ist es bei vielen Zeitgenossen mit der Liebe zum Pferd vorbei.

So erging es mir und meiner Frau, als wir am 3.5.95 gegen 16 Uhr 20 einen für Reiter zulässigen Weg zwischen Celle Golfplatz und Ohe beritten und die Bekanntschaft eines besonderen Exemplares von Jäger und Waldbesitzer machen mußten:

Herr L. bog mit seinem Traktor sowie zwei Langholzstämmen im Schlepp auf unseren Weg ein und fuhr, ohne das Tempo zu verringern, mit Vollgas auf uns zu. Da beidseits des Weges lange Fichtenstämme mehrfach hintereinander lagerten, bestand für uns keine Möglichkeit auszuweichen. Es blieb uns ein Raum von etwa 1,2 Meter Breite.

Mein Pferd, als das vordere, begann zu scheuen, stellte sich quer und sprang, um nicht überrollt zu werden, in die lagernden Baumstämme. Das war für Herrn L. kein Grund, abzustoppen. Er fuhr weiter auf meine Frau zu, so daß deren Pferd ebenfalls in die Stämme springen mußte. Daß wir nicht zu Schaden kamen, ist ein glücklicher Zufall.

Als ich Herrn L. etwa 100 Meter weiter beim Abhängen der Stämme zur Rede stellte, daß er sich absichtlich so verhalten habe, antwortete er im Beisein meiner Frau: „Ja, Herrenreiter haben hier nichts zu suchen, nur Jäger. Machen Sie, daß Sie nach Berlin kommen oder arbeiten Sie.“ Als ich ihn, entsprechend erregt, darauf hinwies, daß meine Frau als nicht so routinierte Reiterin hätte schwer verletzt werden können, sagte er: „Das ist mir egal, das will ich.“ Nur durch Beschwichtigung seitens meiner Frau und den Umstand, daß ich mein Pferd am Zügel halten mußte, eskalierte die Angelegenheit nicht in eine körperliche Auseinandersetzung.

Wir haben eine Woche auf eine Entschuldigung des Herrn L. gewartet und nach deren Ausbleiben Strafanzeige gestellt und die Jagdbehörde informiert.

Herr L. wurde inzwischen verurteilt, 500,– DM an die Niedersächsische Naturschutzbehörde zu überweisen.

Dr. W. Goldmann

„Ruhe im Revier“

„Wie soll sich der Jäger bei Jagdstörungen durch Naturfreunde, Spaziergänger oder Camper zweckmäßig verhalten? Er soll sein Temperament zügeln und versuchen, mit ausgesuchter Höflichkeit zum Ziel zu kommen. Mit Heftigkeit, Gereiztheit oder gar mit Handgreiflichkeiten erreicht man nichts, sondern setzt sich leicht ins Unrecht und schadet damit dem Ansehen der Jägerschaft. In gleicher Weise bewegt man die Spaziergänger, mitgeführte Hunde anzuleinen (ggf. durch Hinweis auf aufgestellte Fallen oder eine bestehende Tollwutgefahr!).“
(Blase/Pettinger, Die Jägerprüfung in Frage und Antwort, 24. Aufl. 1988, S. 511)

Jäger im Kampf gegen Radfahrer, gegen Jogger, gegen Kinder

Jäger sperren einen Waldweg, auf dem das Radfahren gesetzlich erlaubt ist, mit Stacheldraht. Ein Radfahrer stürzt in den schwer zu erkennenden Stacheldraht hinein und ist seitdem querschnittgelähmt. Nach vielen Gerichtsprozessen hat er sich einen Schadenersatz von 25 % erstritten; er und sein Dienstherr, die Bundeswehr, wollen aber mehr. Der Bundesgerichtshof hat inzwischen entschieden, dass der Radfahrer mit diesem Hindernis, das „objektiv geradezu als tückisch anzusehen“ sei, nicht zu rechnen brauchte, so dass er insoweit keine Mitschuld an seinem Unfall habe. Nun geht die Prozessiererei in die nächste Runde.

„Bayern: Jäger muss Jogger dulden“, urteilte das Amtsgericht Gemünden. Der Jäger aber will weiter prozessieren (Deutsche Jagd-Zeitung (DJZ) 4/2012, S. 65).

Jäger zwingt Waldkindergarten zur Schließung (Wild und Hund, 12. Dezember 2017).



Die Worte eines Jägers „Gleich schieße ich hinter Ihnen her, dann werden Sie sehen, wie Ihre Gäule springen!“ sind als versuchte Nötigung zu werten und damit strafbar (OLG Koblenz, 22.11.1984, 1 Ws 770/84). Die juristisch saubere Lösung ist, Reiter mit dem Mittel der Unterlassungsklage zu vertreiben, schreibt der Richter und Jäger Mark G. von Pückler in Wild und Hund 14/2003, S. 98.

Der Förster und Jäger Goede Gendrich aus dem Kreis Celle empört sich nur aus Berechnung über arrogantes Auftreten seiner Jägerkameraden, denn im Ziel ist er mit ihnen einig: Das Recht auf Erholung der Bevölkerung im Wald beruhe auf „offensichtlich unausgereiften und voreilig erlassenen Gesetze[n]“.

„Während meiner Lehrzeit vor nunmehr bald sechzig Jahren sprach man uns Forstanwärtern von der Furcht, die den Wald zu regieren habe, um ihn und das Wild vor Störungen zu bewahren. Nicht wenige Revierinhaber frönten dieser Devise, indem sie sich als Fronvögte den Bürgern an den Grenzen ihrer Jagd- und Forstbezirke entgegenstellten. Noch immer mag es der Mentalität einzelner selbstsüchtiger Jäger und Forstleute entsprechen, sich als unumschränkte Herrscher des Reviers zu empfinden, in das einzudringen ihnen als verdammungswürdiges Vergehen erscheint. […]
Überhaupt Fingerspitzengefühl: Wie immer wir diesen Begriff auch verstehen wollen, ob als Takt, Einfühlsamkeit oder Sensitivität – stets muß uns dieses Gefühl in unserer Rücksichtnahme auf die Öffentlichkeit leiten. Nichts steht dem mehr entgegen als protzenhaftes Angeben mit großen Strecken und starken Trophäen, von Neid diktiertes Streiten um eine von mehreren Jägern beanspruchte Beute, mitleidloses Verzichten auf den Fangschuß für ein ohnehin alsbald verendendes Wild, Bejagen erst kurz zuvor ausgesetzter Fasane, rücksichtsloses Töten und Versorgen von Tieren in Gegenwart empfindlicher Bürger, widerwärtiges Krakeelen alkoholisierter Jäger in öffentlichen Gaststätten und manches mehr, was hier aufzuführen wir uns schenken wollen.“ (Goede Gendrich, Jagen: Verantwortung oder Lust am Töten?, Neumann-Neudamm-Verlag 1990, S. 121, 131ff)

Gendrich, mit bürgerlichem Namen Ludwig Dörbandt, bekam den Preis für Öffentlichkeitsarbeit 1988 des Deutschen Jagdverbands e. V. (DJV) verliehen. Deshalb darf man davon ausgehen, dass die Jäger wirklich so sind, wie man es ihnen immerzu nachsagt.

Leserbrief in „Die Pirsch/Der Deutsche Jäger“, Heft 9/2001, S. 25

Bitte etwas mehr Fingerspitzengefühl

Zum ersten Mal habe ich die Messe „Jagd & Hund“ 2001 in Dortmund besucht. Alles in allem war ich über die Größe der Veranstaltung stark beeindruckt. Auch die Vielzahl der Anbieter von Jagdreisen aus aller Herren Länder war für mich sehr eindrucksvoll.

Was ich aber an einem Stand eines afrikanischen Jagdreiseanbieters sah, verschlug mir glatt die Sprache. Voraus schicken möchte ich, dass ich jagdlich mit Afrika und dem dort befindlichen Großwild keine Erfahrung habe. Gelesen habe ich schon einiges darüber, darum zog es mich auch zu der Videodarbietung, mit der der Veranstalter um seine Jagd warb.

Der Film hieß ins Deutsche übersetzt, „Der Tod zu meinen Füßen“. Gezeigt wurden jeweils Szenen, in denen angeschossenen Büffeln oder auch Flusspferden der Fangschuss angetragen wurde. Jeweils wurde immer solange gewartet, bis das wehrhafte Wild auf den Schützen zustürmte. Mit dem Fangschuss wurde immer bis zur letzten Sekunde gewartet. Das Stück brach dann nur ein paar Meter vor dem Schützen zusammen. Bei einem Büffel flog nach dem Schuss der Unterkiefer davon. Einem Flusspferd hingegen, bei dem sich schon ein Blutstrahl von etwa einem Meter aus seinen Nüstern ergoss, hob man mit einem Meisterschuss aus zirka 20 Meter die Schädeldecke. Meiner Ansicht nach war der Busch auch nicht so dicht, dass ein sicherer Schuss aus größerer Distanz möglich gewesen wäre. Sind so die jagdlichen Anforderungen in Afrika?

Bei mir erweckte es allerdings den Eindruck, dass hier für so manche Jäger etwas, ja wie soll ich mich ausdrücken, etwas wie ein geiler Kick geboten wird. Ein Blick in die Runde der Zuschauer bestärkte noch meinen Eindruck. In den Gesichtern las ich von entzücktem Staunen bis zu entsetztem Kopfschütteln.

Bisher waren für mich die Sprüche der Jagdgegner über die Jäger, denen einer beim Schuss abgeht, ein blödes Gewäsch, wobei ich mir jetzt vorstellen kann, wie solche Meinungen zustande kommen. Normalerweise bin ich nicht der Leserbriefschreiber und ich habe lange hin und her überlegt, ob ich etwas unternehmen soll. Aber es lässt mir einfach keine Ruhe. Wird denn im Vorfeld nicht geprüft, was so angeboten und gezeigt wird?

Die heutige Zeit verlangt einfach etwas mehr Fingerspitzengefühl, besonders wie wir alle wissen, im Umgang mit der Jagd.

Jagdtourismus: exotisches Vergnügen, nachhaltiges Geschäft

Im südlichen Afrika wird „canned hunting“ (Jagd in Dosen) angeboten: Ein Löwe wird mit Medikamenten benebelt, und ein Safarijäger aus Europa oder Nordamerika knallt ihn aus dem Jeep heraus ab. Deshalb hat mancher südafrikanische Rinderzüchter seine Farm auf die Zucht von Löwen (hinter Elektrozäunen) umgestellt, weil sich das mehr lohnt. Jagdurlaub im Ausland boomt nach dem Motto: Je seltener die Tierart, desto höher der Ruhm des Jägers.

„Von der klassischen Viehzucht, von Rindern und Schweinen wenden sich immer mehr südafrikanische Bauern ab, sie haben eine weitaus lukrativere Beschäftigung gefunden. In den letzten Jahren sind 5000 'gamefarms' entstanden, in denen Löwen, Elefanten und Rhinozerosse mit viel Aufwand versorgt und gepflegt werden. Über zwei Millionen wilder Tiere warten heute auf den zahlungskräftigen Jäger aus Amerika oder Europa. Für die Jagd und den Abschuss eines Rhinozeros kassieren die Inhaber der 'gamefarms' inzwischen 45 000 Euro. […] Diese Jagd-Industrie in den 'gamefarms' hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt, an der Universität von Pretoria wurden gleich zwei Studiengänge über die Bewirtschaftung der neuen Jagdreviere eingerichtet.“
(Jagdfieber in Südafrika, ARTE, 20. August 2002, 20:15 Uhr; vgl. Spiegel 19/2013, S. 122 ff)

Nun droht Gefahr:

„In Südafrika möchte das Parlament die Jagd auf Zuchtlöwen verbieten lassen. […] In dem beliebten Jagdreise-Land existieren etwa 200 Löwenzuchtfarmen, mehr als 8.000 der circa 11.000 Löwen am Kap leben in Gefangenschaft. Zucht und Handel mit Löwen sind ein sehr lukratives Geschäft.“ (jagderleben.de, Chr. Liehner, 24.01.2019)

Durch die Brille der Jägerpropaganda betrachtet sind die eingesperrten Löwen ein Beitrag zum Artenschutz, ein Schutz der Löwen vor ihrer endgültigen Ausrottung.

Verbreitungsgebiet der Löwen

Rot (und blau): historisches Verbreitungsgebiet, blau: derzeitiges Verbreitungsgebiet.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Lion_distribution.png Urheber: Tommyknocker (https://en.wikipedia.org/wiki/User:Tommyknocker) 24. August 2009

Canned Hunting gibt es übrigens auch in den USA:

„Allein in Texas existieren fünfhundert Jagd-Ranches, die jährlich eine Milliarde Dollars einbringen. In eingezäunten Gehegen können heimische oder auch exotische Tiere gejagt werden. […] Ein Gnu kostet bis 4000 Dollar, ein Nashorn das Fünffache. Die Trophäe ist garantiert: no kill – no pay.“ (Paul Parin, Die Jagd – Licence for Sex and Crime, ungekürzte Ausgabe 2018, Mandelbaum-Verlag, S. 79)

In den USA wurde die Möglichkeit erfunden und angeboten, Tiere bequem vom heimischen PC aus mit Hilfe des Internets und einer per Mausklick ferngesteuerten Waffe umzubringen. Natürlich hat sich der Deutsche Jagdverband davon ganz empört distanziert.

Südafrikanische Landeigentümer pflegen zu sagen: „If it pays, it stays“. Die Umkehrung gilt aber auch: Tiere, mit denen kein Profit zu erwirtschaften ist, werden ausgerottet. So geschah es z. B. mit dem Quagga (equus quagga), einer Unterart des Steppenzebras, das einst in großen Herden nur im südlichen Afrika lebte. Um 1861 herum wurde das letzte getötet (Kalchreuter, Die Sache mit der Jagd, BLV-Verlag, 1. Aufl. 1977, S. 88).

Und wie wird es wohl mit dem Nashorn weitergehen, das inzwischen zum Hornvieh mutiert ist?

„Der Nashorn-Züchter John Hume hat auf seiner Farm nahe Johannesburg rund 1.800 gut bewachte Nashörner stehen, darunter auch einige stärker gefährdete Spitzmaulnashörner. Von denen gibt es weltweit noch etwa 5.000 Tiere. Im Abstand von zwei bis drei Jahren sägt er den Tieren das Horn ab. Das geschieht für die Tiere schmerzfrei. Rhino-Horn besteht wie unsere Fingernägel aus Keratin und wächst genauso nach. John Hume sieht sich als Artenschützer, für viele NGOs ist er das Böse schlechthin. Er sitzt auf einem Berg von Nashorn-Horn, das er aufgrund der internationalen Bestimmungen nicht verkaufen darf.“ (jagdverband.de, 20. August 2019, Interview mit einem Dr. Sparwasser)

Böse NGOs! Nashorn-Horn ist wertvoller als Gold und Kokain! In ein paar Jahren könnte Mister Hume die Lust an seiner Fehlinvestition verlieren, und was wird dann aus den Rhinos?

„Züchter versteigert weltweit größtes Nashornzuchtprojekt“

„Das Projekt solle dazu beitragen, die rückläufige Zahl von Breitmaulnashörnern auf dem afrikanischen Kontinent wieder anzuheben, heißt es auf der Website der Farm. Humes Nashörner werden nicht [!] ausgewildert.“ Lupenreine Heuchelei! Nüchtern betrachtet hat sich Mr. Hume einfach nur verspekuliert. Seine Nashornproduktion kostet ihn fast 3 Mill. € im Jahr (Futter, Tierpfleger und -ärzte und Wachpersonal), seine Einnahmen liegen darunter, nix Natur. Nun versteigert er sein Pleite-Unternehmen (Tiere, Grund und Boden usw.) und will mindestens 9 Mill. € haben (zeit.de, 25. April 2023). Er nennt es „Platinum Rhino".

„White rhino monopoly capitalism?“ 28% der privaten Nashornbesitzer in Südafrika verlören das Interesse am sogenannten Artenschutz – zu teuer, zu wenig Rendite, schrieb www.dailymaverick.co.za schon im Juni 2020. Dementsprechend traf Mr. Humes Auktion auf null Nachfrage.

Monate später: Eine NGO mit Namen „African Parks“ übernimmt Humes Besitz für eine geheimgehaltene Geldsumme und kündigt an, die Rhinos im Laufe von zehn Jahren an verschiedenen Orten Afrikas auszuwildern (hätte Hume doch selber machen können).

Das bisher abgesägte Horn hat Hume allerdings behalten, der alte Spekulant! (zdf.de, 22.09.2023)

Jagdtourismus in Kenia um 1930 — anders als heute?

„»Sie haben keine Ahnung«, beginnt Sullivan, »wie hier die Jagd betrieben wird. Kommt so ein Bursche daher, der sein Leben lang nichts anderes gejagt hat als Dollars. Schon vom Schiff aus depeschiert sein Sekretär an den White Hunter in Nairobi: »Mister Moneymaker wünscht drei Löwen zu schießen, zwei Büffel und einen Elefanten. Möglichst in drei Tagen.« Der White Hunter besorgt den Jagdschein von der englischen Regierung, rüstet die Expedition aus vom Küchenchef bis zur letzten Patrone. »Safari« nennen sie das. Dann geht's los ins Jagdrevier. Der Löwe steht schon da, frißt das Zebra, das man ihm vorgeworfen hat.
Der Herr mit den Dollars schießt, der Löwe fällt um. »Solch einen hat selbst der Prinz von Wales nicht gekriegt«, flüstert der White Hunter und schließt die Augen. So kann er den dummen Stolz im Gesicht des Jägers und die kahlen Stellen im Fell des gefällten Simba nicht mehr sehen, den der Hunger des Alters ins Verderben trieb.
Dann läßt sich der Mann aus USA. fotografieren, über seiner Beute. Meist mit dem Fuß auf der Löwenmähne.“ (Ernst Udet, Mein Fliegerleben, Kapitel: Vier Männer in Afrika, 1935 (https://www.projekt-gutenberg.org/udet/flieger/chap008.html))

Und Udet selbst? Er lässt sich Büffel vor sein Gewehr treiben und schießt einen von ihnen tot.

„Langsam schlendre ich zu ihm hin. Er liegt da, regt sich nicht mehr. Blut läuft ihm aus dem Maul, tropft aus einer Wunde im Kopf, sickert in den Sand. Ich sehe auf ihn hinunter. Es ist keine Heldentat, einen Büffel zu schießen. Die Waffen sind zu ungleich bei diesem Kampf. […]
»Wollen Sie sich nicht vor Ihrer ›Strecke‹ fotografieren lassen?« fragt er [Sullivan].
Ich schüttle den Kopf. Ich habe die Ironie seiner Frage verstanden, aber ich würde es auch sonst nicht tun.“ (ebd.)

„Deutsches Brauchtum in Ostafrika“ — „fröhliche schwarze Diener“

Zu den Standardargumenten der Jägerpropaganda gehört auch die Behauptung, dass der Jagdtourismus ein Segen für „die“ Menschen in fernen Ländern sei.

„Das große Geld bringen die Gastjäger, die nur an Trophäen interessiert sind. Sie bringen die dringend benötigten Devisen“, schrieb Dr. Kalchreuter 1977 unter der Kapitelüberschrift „Das Wild muß Wirtschaftsfaktor werden“ (a. a. O., S. 184f).

Leider stören die begriffsstutzigen Einheimischen:

„Sein Wert [der Wert des Wildes] ist allerdings dem kleinen Mann meist noch nicht verständlich. Die hohen Deviseneinnahmen aus Foto- und Jagdtourismus fließen je nach Wirtschaftssystem teilweise den Jagdführern oder ganz dem Staat zu. Er selbst wohnt am Rand des Nationalparks und hungert, weil er seine Shamba [Ackerfläche] nicht dorthin ausdehnen darf. Soll er hungern, nur weil einige Europäer Elefanten sehen wollen?“ (ebd.)

Beim einfachen Afrikaner kommt also nichts an von dem „großen Geld“. Er wird verdrängt und muss sehen, wo er eine neue Existenz aufbauen kann. Kalchreuter nennt verlockende Perspektiven:

„Die aus der Agrarwirtschaft entbundenen [!] Menschen könnten [!] Arbeit finden im Nationalpark, nicht nur in der Verwaltung, sondern auch im Straßenbau, in Hotels und Souvenirläden“ (ebd.) oder auf den „sehr komfortabel ausgerüsteten Safaris als Chauffeure, Köche, Abhäuter und zunehmend auch als Jagdführer, ‚Professional hunter‘ genannt“ (a. a. O., S. 79).

Ein Beispiel aus Tansania:

„Der Jagdgast aus Europa wird auf mustergültig angelegten Pirschwegen durch den märchenhaften Bergwald geführt zu Hochsitzen, so perfekt und komfortabel, daß sie selbst Altmeister Frevert zur Ehre gereichen würden. […] Der erfolgreiche Jagdtag endet im hochgelegenen romantischen Jagdhaus am flackernden Kaminfeuer, wo fröhliche schwarze Diener im grünen Livree Whisky servieren.“ (Kalchreuter, S. 58f)

Walter Frevert (1897 – 1962) war ein prominenter Jäger, Forstbeamter und Jagdschriftsteller. 1933 trat er in die NSDAP und in die SA ein. Besondere Verdienste erwarb er sich als Görings Helfer, der sich das traditionelle Jagdgebiet der polnischen Könige und russischen Zaren von Bialowies angeeignet hatte und die Jagdfläche verdoppeln wollte. Dafür wurden 116 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, 900 Menschen erschossen und 7000 Menschen deportiert – Natur pur eben. Nach 1945 setzte Frevert seine Karriere in der BRD fort. Freverts „Bücher sind bis heute Bestseller und gelten als Klassiker der deutschen Jagdliteratur, die Generationen von Jägern geprägt haben.“(http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Frevert, 7. Juli 2021)

„Luxushotels neben Wellblechhütten“ erblickte Dr. Kalchreuter Anno 1977, als er den Jagdtourismus anpries. Tatsächlich sind drei Top-Destinationen des Jagdtourismus – Namibia, Botswana und Republik Südafrika – heute die drei Länder auf der Welt mit der höchsten Ungleichheit in der Einkommensverteilung, d. h. einer winzigen Minderheit gehört alles, dem Rest gehört nichts (Grafik bei Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Datei:2014_Gini_Index_World_Map,_income_inequality_distribution_by_country_per_World_Bank.svg). Ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos, zwei Drittel arbeiten für einen Hungerlohn, so auch die Jagdknechte auf den Jagdfarmen. In der 6. Auflage von „Die Sache mit der Jagd“ nennt Dr. Kalchreuter auf S. 519 eine Zahl für Namibia: „Die Wildbewirtschaftung garantiert insgesamt etwa 3000 Arbeitsplätze“ (Stand von 1999). Unvorstellbar: 3000!

Zwei Fotos zur Veranschaulichung:

So leben die Nachfahren der Ureinwohner Namibias (Mondesa bei Swakopmund, 2006)

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ac/Mondesa_Township_-_%28greg-willis.com%29_-_panoramio_-_Greg_Willis.jpg/320px-Mondesa_Township_-_%28greg-willis.com%29_-_panoramio_-_Greg_Willis.jpg
Autor: Greg Willis. Das Bild ist lizensiert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“. (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)

So wohnen Jagdgäste in Namibia (Jagdfarm Neuhof, 2017).

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/36/Guest_farm_Neuhof_%28Namibia%29.jpg/320px-Guest_farm_Neuhof_%28Namibia%29.jpg
Urheber: Olga Ernst & Hp.Baumeler. Das Bild ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Die einfache Bevölkerung in Afrika profitiert von der Jagd genauso wenig wie die Bevölkerung in Deutschland. Am Beispiel Namibia: Das Wild sei im 19. Jh. „als Nahrungskonkurrent für das Vieh und als billige Fleischquelle für Hottentotten und Hunde gnadenlos verfolgt und in vielen Teilen ausgerottet“ worden (Kalchreuter, S. 85). 1969 setzte laut Kalchreuter der Umschwung ein, als das ursprünglich herrenlose Wild zum Eigentum der Farmer, also der überwiegend weißen Grundeigentümer, erklärt wurde. Die Ureinwohner wurden zu Wilderern gemacht und mit Gefängnis bedroht.

Angela Graas-Castor berichtet in ihrem Dokumentarfilm „Im Auge des Löwen“ (Youtube) über die Lage der San (Buschmänner), die zu den Ureinwohnern von Namibia zählen: einige San sind heute noch Sammler und Jäger, sie leben von der Jagd. „Wenn wir nicht jagen, hungern wir.“ Sie dürfen aber keine Elen-Antilopen jagen, früher ihre wichtigste Fleischquelle. Diese sind von der Regierung für die Jagdtouristen aus dem Ausland reserviert. Die San haben für die Trophäenjäger, die nur die Hörner der Antilopen mitnehmen, kein Verständnis: „Sie essen noch nicht einmal das Fleisch der Tiere.“

Zu den tausendmal wiederholten Rechtfertigungen der modernen Jagd gehört: Jagen ist normal, Jagen ist natürlich, die gesamte Menschheit hat doch als Jäger und Sammler angefangen.

Soweit korrekt – aber sind die europäischen und nordamerikanischen Jäger etwa auf dem Niveau von Steinzeitmenschen steckengeblieben?

Jägerin mit selbst erschossener Elenantilope (Eland) auf einer Jagdfarm in Namibia, 2017

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/73/Hunt_on_hunting_farm.jpg/320px-Hunt_on_hunting_farm.jpg
Autor: Hanspeter Baumeler, https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Hp.Baumeler. Das Bild ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Einheimischer Jäger im benachbarten Botswana, 2017

Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3a/Bushmen_hunters_%28cropped%29.png/204px-Bushmen_hunters_%28cropped%29.png
Autor: Andy Maano. Das Bild ist lizensiert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International Lizenz. (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)

Wenn Staaten wie Namibia und Botswana Nationalparks, Natur-, Wildschutzgebiete usw. einrichten, vertreiben sie oft die ansässige Bevölkerung.

„Die Zentralkalahari im Herzen Botswanas ist das zweitgrößte Wildreservat der Erde. […] Zu Beginn des dritten Jahrtausends wurden die San aus ihrem angestammten Territorium ausgesiedelt. Das geschah unter dem Vorwand des Naturschutzes und der wirtschaftlichen Erschließung durch Ökotourismus. Erst in einem langjährigen Rechtsstreit erkämpften sich die Betroffenen im Jahr 2006 ein Rückkehrrecht in das heiß umkämpfte Land ihrer Vorfahren. Sie wollen als legitime Besitzer ihrer Jagdgründe anerkannt werden. Doch die Jagd ist ihnen bis heute untersagt.“ (Zentralkalahari - Nur für Löwen?, 3Sat, 25.6.2023)

Ein Beispiel aus Namibia: Vertreibung der Haiǁom aus dem Etosha-Nationalpark im Jahr 1954 (Wikipedia, Haiǁom).

Jäger sind Machos

„Schaut euch die Weiberfeinde, die Vegetarier, die Antialkoholiker, Nichtraucher, Sektierer und die heftigen Jagdfeinde näher an, und ihr werdet finden, dass ihr Verhalten von Angst und Urteilsschwäche oder Geltungsbedürfnis oder Enttäuschung oder schlechtem Gewissen oder ganz einfach von abnormer Veranlagung oder böser Erfahrung bedingt ist. Was sie dann veranlasst, dem Jäger dasselbe anzukreiden.“
Prof. Dr. Dr. Hans Krieg, Jäger und erster Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR)

Dieses Zitat stellt der Jäger Wollny seiner Schrift „Jagdgegner-Behauptungen — Eine Richtigstellung“ (PDF) voran. Ein schönes Eigentor!

Der DNR, ein Dachverband verschiedenster Naturschutzorganisationen, war anfangs von Jägern, den einzig wahren Naturschützern, dominiert, bis 1986 der Deutsche Jagdschutzverband aus dem DNR ausgeschlossen wurde. Danach traten noch freiwillig aus: Deutscher Falkenorden, Silberner Bruch, Deutscher Fischereiverband, Verband Deutscher Sportfischer und Deutscher Imkerbund. Heute verlangt der DNR nach einer ökologisch orientierten Reform des Jagdrechts.

— aber Machos haben ein weiches Herz

Die Jagdreiseveranstalterin Tamela Moss über ihre Kunden: „95 Prozent der Männer fallen auf die Knie und fangen an zu heulen, wenn sie ihren ersten Elefanten geschossen haben. Ein so großes Tier zu erlegen ist wie der beste Orgasmus, den Sie sich vorstellen können. Da ist man so nah bei Gott, wie man es nur sein kann.“
(Spiegel 32/2012, S. 113)

Endlich wissenschaftlich bewiesen:

Jäger sind Lustmörder

Ein Jäger namens Günter Kühnle schrieb an der Universität Trier eine Doktorarbeit „Die Jagd als Mechanismus der biotischen und kulturellen Evolution des Menschen“, betreut von dem jagenden Universitätsprof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Paul Müller (http://ub-dok.uni-trier.de/diss/diss45/20030120/20030120.htm). Andreas Kläne fasst das Opus unter der Überschrift „Keine Angst vor der Lust“ in Wild und Hund 24/2003 auf den Seiten 32 bis 35 so zusammen:

„Kühnle, der selbst Jäger ist, hält wenig davon, jagdliches Tun ausschließlich mit ökologischen Argumenten zu rechtfertigen. Sein Credo lautet: Beim Erlegen des Wildes erleben Jäger einen Kick, und zu dem sollten sie sich bekennen.“
„Kick“ bedeute dabei auf altdeutsch „Lust, Freude, Entspannung, Glück“.
„Die Forschung hat deutlich gezeigt: Dem Jäger geht es nicht um die Vernichtung eines speziellen Tieres, an das er sich herangepirscht hat. Er erlebt aber seinen emotionalen Erfolg, den Kick, nur, wenn es ihm gelingt, das Leben eines speziellen Tieres zu vernichten. Das klingt paradox.“

In der Tat! Das „emotionale Jagdparadox“, mit dem Dr. Kühnle fast 600 Seiten vollschreibt, ist zusammenkonstruiert. Denn wer darauf aus ist, ein Tier zu töten, muss zwangsläufig auch ein bestimmtes Tier töten, und sei es das, das zufällig als erstes vor die Flinte läuft, oder, näher an der Wirklichkeit, das das prächtigste Geweih hat.

„Da es viele Jäger gibt, die ein hohes Interesse daran haben, den emotionalen Kick immer und immer wieder zu erleben, werden sie ihr komplettes jagdliches Tun so gestalten, dass immer genügend jagdbares Wild vorhanden ist.“

Diese Jagd ist nachhaltig — Beispiele siehe oben —, und angeblich profitiert vom permanenten Lustmord nicht nur die Tier-, sondern auch die Menschenwelt: Die Jagd habe eine „sozialhygienische Funktion“. Was ist damit gemeint? Eine schlichte Bauersfrau sagte mir: „Es ist besser, wenn die Männer auf die Jagd gehen; wer weiß, was sie sonst täten.“ Ihr Vater war selbst Jäger.

Jagdlyrik

„Das ist des Jägers Ehrenschild,
daß er beschützt und hegt sein Wild,
weidmännisch jagt, wie sich's gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“

Den Schöpfer ehren, indem man seine Schöpfung zerstört! Diese gern zitierten Verse stammen von Oskar-Julius Riesenthal (1830-1898) und finden sich auch auf dem Etikett des Kräuterlikörs „Jägermeister“, der seit 1935 verkauft wird.

Jagdethik

„Die in amtlichen Vordrucken mit dem Wort 'Abschuß' gekoppelten Ausdrücke passen nicht. Man sollte deshalb aus jagdethischen Gründen an Stelle von 'abschießen' sagen: Schießen, erlegen, strecken, auf die Decke legen; statt 'Abschußplan': Bejagungsplan; statt 'Abschußliste': Streckenliste und statt 'Abschußmeldung': Streckenmeldung.“ (Blase/Pettinger, S. 184)

Jägerin im Jagdfieber

„'Das ist wie nach einem Sprint', sagt Madeleine Mahr, 'du spürst das Adrenalin im Blut.' Auf ihrem Nachttisch liegt ein Buch, 'Jagen, Sex und Tiere essen'. Der Autor vergleicht das Ziehen des Abzugs mit einem Orgasmus, beschreibt die Jagd als Teil einer neuen Lust am Archaischen und den Beutetrieb als dem Menschen angeboren.“ (Süddt. Zeitung, 4. Jan. 2014, S. 9, Autorin: A.-N. Hagemann)

Der Autor des Buches „Jagen, Sex und Tiere essen“ ist Dr. Florian Asche, Rechtsanwalt in Hamburg und Jäger. Traurig, dass solche Schreibtischmenschen ihre Erfüllung im „Ziehen des Abzugs“ finden.

Aber in einem Punkt gefällt mir Dr. Asche: „Die Jäger geben jedes Jahr hunderte von Millionen für ihre Passion aus. Jagdpacht, Jagdsteuer, Jagdreisen, Ausrüstung usw. Das tun sie ganz bestimmt nicht, um Schäden in der Landwirtschaft zu vermeiden. Sobald aber irgendein Jagdfunktionär gefragt wird, warum denn Jagd sein muss, fängt er an, herumzudrucksen und von Wildschäden und Hege zu faseln. Dabei kriegen sie immer so ein heiliges Gesicht.“ (Interview mit der DJZ 8/2012, S. 32)

Jagdporno

„Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen“
Titel eines Buches von Karin Hutter, Dreisam-Verlag 1988

„Es ging ihm um den Moment, in dem das Tier stirbt: 'Man sieht die schönen Augen des Rehs, und dann löscht man das Leben aus. Man sieht, wie das Tier mit dem Tod kämpft. Und wenn es stirbt, wird der Blick schön und entspannt — als ob die Seele den Körper verlässt und aufsteigt.' Diesen Augenblick wollte er wieder und wieder erleben, es war eine Passion, vielleicht auch eine Sucht.“ (Süddt. Zeitung, 17. März 2017, S. 10, über einen Tiroler Jäger. SZ-Autor: Titus Arnu.)

„Der Jäger liebt die Natur wie der Vergewaltiger sein Opfer.“ (Karin Hutter)

„Jagd: sexuell motiviertes Tötungsritual“. Artikel von Erik Zimen in Wild und Hund 24/1997, S. 11.

Nutten in der Jagdhütte

Der Psychoanalytiker Paul Parin (1916 – 2009) berichtet, was er als Jüngling in der Jagdhütte eines österreichischen Grafen erlebte: Der Graf steht mit heruntergelassener Lederhose hinter einer Frau mit hochgeschlagenem Rock und sagt zu Parin: „Komm in zehn Minuten, dann sind wir mit dem Vögeln fertig. Dann sind auch die Mädeln da, die ich gemietet hab'. Sie sind scharf auf dich, haben sie gesagt.“ (Parin, a. a. O., S. 53)

Feuchte Träume von Juristen

„Ein Freund kannte vor Jahren eine junge Anwaltskollegin. Sie trug mit Vorliebe hautenge Lederhosen über ihrem Knackpo, hatte ein Bauchnabelpiercing mit Tattoos drumherum, langwallende Haare, Kussmund und … sie jagte leidenschaftlich. Dabei sprach sie ein ganz schauerliches Schwäbisch und hatte ihr Examen mit Prädikat abgelegt. Wenn so jemand ein Wildschweingulasch kocht und mit rauchiger Stimme flüstert: 'ich habe es Dir selbst totgeschossen', dann ist das die menschgewordene Honigfalle. Die stilistischen Brüche zwischen Tattoo, Staatsexamen und Wildschweingulasch wirken besser, als jedes Aphrodisiakum.“ (Dr. Asche, zit. nach DJZ 8/2012, S. 26)



Westlich von Celle, bei Stedden, steht eine im Wald versteckte Jagdhütte, die bei Escort-Services wohlbekannt ist. „Jagd & Sex im Kombi-Pack sorgen für Wirbel“ — in Österreich hatte ein Jagdunternehmer mit unübersehbarer Deutlichkeit für seine Dienstleistungen geworben, was sonst eher im Verborgenen arrangiert wird.
(https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/jagd-sex-im-kombi-pack-sorgen-fuer-wirbel/219055552, abgerufen am 27.5.2021)

„Der eleganteste Sport ist die Pirsch vom Aeroplane aus, natürlich mit Damen vom Ballett und diversen dicken Pullen“, schrieb Hermann Löns 1911 ironisch in seinem Buch Kraut und Lot.

Kaum war das Buch „Jagen, Sex und Tiere essen“ erschienen, setzte die DJZ in Nr. 8/2012 Dr. Asches Potenz-Prahlerei sogleich in eine kongeniale Bilderserie um: In einer Jagdhütte steht oder sitzt eine unbekleidete, hübsche, junge, blonde Frau – hübscher jedenfalls als Dr. Asches angetraute Annelie, die vorsichtshalber nur vollbekleidet abgebildet wird – im Hintergrund ein wesentlich weniger ansehnlicher, bekleideter Jäger. Aussage der Bilder: Jäger werden umschwärmt von bumsbereiten Blondinen.

Und Dr. Fl. Asche setzt noch einen drauf: Nicht die Jäger sind krank, sondern die Gesellschaft. „Die Jagd — kein ökologisches Dienstleistungsunternehmen, sondern kultureller Rettungsanker gegenüber einer neurotischen Gesellschaft“ war der Titel eines Vortrags, den er vor Jägern hielt.

Jägerhumor

„Ich prügle mich nicht gern, aber wenn es sein muss, erschieße ich jemanden.“

So sprach ein Offizier der Deutschen Bundeswehr und Jäger auf einem Truppenübungsplatz in der Lüneburger Heide. „Wir haben furchtbar viele Verkehrsunfälle mit Wild“, erzählte er mir und gab folgende Anekdote zum Besten:

„Ich kam einmal zu einem frischen Unfall. Eine Frau hatte ein Reh angefahren. Das Reh lag am Straßenrand und bewegte sich noch. Die Frau weinte. Als Jäger war es meine Pflicht, das Tier zu erlösen. Nachdem ich es erschossen hatte, weidete ich es aus. Nach dem kleinen Jägerrecht steht dem Erleger eines Wildes die Leber zu. Das war in diesem Fall die Frau. Ich überreichte der Frau die blutige Leber. Die Frau fiel fast in Ohnmacht.“

Und der Zweieinhalbzentnermann brach in ein röhrendes Gelächter aus.

„Jagd ist Tierschutz“

(Deutscher Jagdverband, DJV)

Tierschutzgesetz § 17, Absatz 1

„Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet.“

„Ufert der Tierschutz aus?“ (DJZ)

Aus einem Interview der DJZ mit dem damaligen Justiziar der Landesjägerschaft NRW, Thies:

„DJZ: Schließen Tierschutz und absichtliche Tötung von Tieren einander nicht grundsätzlich aus?
Thies: Tierschutz und die absichtliche Tötung von Tieren schließen sich keineswegs aus. Niemand weiß dies besser als die Jäger. […] Die ordnungsgemäße Jagdausübung stellt nach einhelliger Rechtsansicht einen vernünftigen Grund für die Tötung von Tieren dar. Bei verständiger Betrachtung sind dabei auch die Zufügung von Schmerzen und unter Umständen sogar von Leiden, etwa bei krank geschossenem Wild, leider unvermeidbar. […]
DJZ: Ist zu befürchten, dass jedes Krankschießen von Wild künftig als fahrlässige (wenn nicht sogar vorsätzliche) Tierquälerei bewertet wird?
Thies: Diese Befürchtung besteht nicht, denn Tierquälerei begeht nur, wer aus Rohheit einem Tier erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende erhebliche Schmerzen zufügt.“ (DJZ, Heft 5/2002, S. 16 ff)

„Jäger angeklagt: Wildschwein zu lange leiden lassen?“

„Der Jäger soll bei einer Drückjagd im Elb-Havel-Winkel eine Sau beschossen haben, die nicht sofort verendete, sondern sich nach Aussage des Staatsanwalts 'aufbäumte' und litt. […] Das Verfahren wurde nach §153 a StPO gegen eine Zahlung von 1.500 Euro eingestellt.“

Quelle: jagderleben.de, Hannah Reutter, 8.9.2019

Tagelange Quälerei für ein Wildschwein

Ganz selten kann man sogar in Jägerzeitschriften nachlesen, wie grausam es auf der Jagd zugehen kann. In Wild und Hund Nr. 22/2012, S. 93, ist ein totes Wildschwein abgebildet, das ein waagerechtes Einschussloch zwischen Auge und Nase besitzt, durch das man bequem einen Besenstiel hindurchschieben könnte. Das Tier hatte mit dieser Verletzung unter größten Qualen noch einige Tage gelebt, wie der Jäger Werner Lube vermutet, der das tote Tier gefunden und fotografiert hat.

Vier Stunden Todesqualen für einen Wolf

Auf einer Treibjagd im Dezember 2007 im niedersächsischen Wendland töteten mehrere Jäger einen Wolf. Nach meinem Wissen zum ersten und einzigen Mal in der Geschichte der BRD wurde wenigstens einer dieser sog. Naturschützer von einem Gericht verurteilt. Ein zweiter Jäger hatte sich für verhandlungsunfähig erklären lassen. Wild und Hund berichtete im Heft 5/2010 detailgenau über den Ablauf des Jagdvergnügens:

Kurz nach 9 Uhr 30: Erster Schuss auf den Wolf durch die oder neben der Wirbelsäule. Der Wolf lebt noch und versucht verzeifelt, auch mit Hilfe seiner Schnauze, sich vom Boden hochzudrücken.

Einige Minuten später: Ein Jäger gibt aus nächster Nähe einen Schuss auf den Wolf ab. Der Wolf bricht zusammen und scheint tot zu sein.

13 Uhr: Die Jagd ist beendet. Jäger begeben sich zum Wolf. Der Wolf lebt immer noch und versucht, aufzustehen. Ein Jäger gibt einen Schuss ab, der den Wolf wieder nicht tötet. Der Jäger schießt noch einmal. Nun endlich ist der Wolf tot – erlöst von den Leiden, die ihm die Jäger antaten – Waidmannsheil, Waidmannsdank!

Geifernder Kommentar zur Verurteilung des einen Jägers zu der enormen Strafe von 1000 €: „Ein 'normaler' Umgang mit dem Grauhund [Wolf] scheint nicht möglich.“ (Wild und Hund (WuH) 5/2010, Editorial, S. 3)

Die Saufeder, ein Werkzeug der Tierquälerei

Die Saufeder ist eine Lanze mit einer 20 bis 30 cm langen Klinge an einem 1,5 bis 2 m langen Holzschaft und wird zum Töten von Wildschweinen verwendet.

1955

„Früher auf Schwarzwild viel gebraucht, ist die Saufeder heute leider meist zu einem Zierstück geworden […]. Die furchtbare Verwundung, die eine solche Waffe im Inneren der Brusthöhle anrichtete, hatte ein baldiges Ende zur Folge. Nur stürzte aber das Schwein nicht sofort hin […].“ (Raesfeld/Frevert, a.a.O., S. 182).

1988

Die Saufeder „ist heute nur noch selten im jagdpraktischen Einsatz (Tierschutz!), ist jedoch als Wandschmuck recht beliebt.“ (Blase/Pettinger, a.a.O., S. 16)

2020

„Die Saufeder wurde früher – und wird heute wieder in zunehmendem Maße bei Drückjagden – zum Erlegen des Wildschweins benutzt.“ (Wikipedia, Stichwort Saufeder)

„Meerschweinchen getötet – Geldstrafe“

„2500 Euro Geldstrafe muss ein 40-Jähriger aus Braunschweig für die Tötung zweier Meerschweinchen 'ohne vernünftigen Grund' zahlen. Die Tiere hatten bei dem Mann einen Ausschlag verursacht. Da er nicht wusste, wohin mit den Meerschweinchen, habe er sie mit einer Eisenstange erschlagen, teilte die Staatsanwaltschaft gestern mit. Die Verlobte des Tierhalters erhielt einen Strafbefehl über 315 Euro wegen Beihilfe zum Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.“

Quelle: CZ, 24. Januar 2003

„Es gibt Eiferer, die das Tier als eine dem Menschen ebenbürtige Kreatur sehen und ihm menschengerechten Schutz zusprechen wollen. Das kann nicht angehen.“

Rexrodt (FDP), Bundeswirtschaftsminister von 1993 bis 1998
zitiert nach Wild und Hund 10/2002, S. 14

Tierschutz? Profit first!

„Tierwohl darf kein Wettbewerbsnachteil sein.“

Wüst (CDU), Jäger und Ministerpräsident NRW (FAZ, 30.6.2023)

Aus der Serie „Prominente Jäger“ der DJZ (2012)

Achtung vor 15 Millionen toten Schweinen: Clemens Tönnies

Tönnies, 2012 noch nicht ganz Milliardär, versicherte dem Interviewer H. J. Nagel: „Wir schlachten 15 Millionen Schweine im Jahr. Und ich habe doch vor jedem einzelnen Tier Achtung.“ Tönnies besitzt ein riesiges Jagdrevier in Meck-Pomm bei Ribnitz-Damgarten.

„Gut 1 000 Hektar ist es groß. Unter anderem Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwild tummeln sich hier, und Unmengen von Marderhunden sorgen für jagdlichen Ansporn. 'Ich fahre mindestens 10 Mal im Jahr ins Revier. Mein Berufsjäger bereitet meine Besuche jedes Mal beispielhaft vor', schwärmt der Jäger.“
„'Ich habe häufig Gäste im Revier und freue mich, wenn die eine gute Zeit bei mir haben. Im Herbst möchte ich zum Beispiel unseren spanischen Stürmer Raul auf einen Hirsch führen', hat sich der Schalke-Aufsichtsratsvorsitzende vorgenommen.“

Quelle: https://djz.de/prominente-jaeger-clemens-toennies-1997/

Ende 2012 berichteten mehrere Zeitungen von einer Razzia bei Tönnies wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Tönnies soll u. a. die Kosten für sein Jagdrevier unberechtigt als Betriebsausgaben von der Steuer abgesetzt haben. Der Steuerfehlbetrag liege im sechsstelligen Bereich. Der Oberstaatsanwalt beruhigte: dem Verfahren komme keine besondere Bedeutung zu, denn eine Haftstrafe für Tönnies sei nicht zu erwarten. Das ist ungerecht: bis 1960 durften Jagdkosten abgesetzt werden.

Quellen: https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/toennies-es-bleiben-offene-fragen/7334708-2.html — https://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/a-873865.html — https://rp-online.de/panorama/deutschland/jaeger-und-gejagter-clemens-toennies-unter-druck_aid-14019399

„Ich will Beute machen“: Peter Harry Carstensen, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein 2005 - 2012

Mit dem erfrischenden Satz „Ich hege Wild, um zu jagen. Ich will Beute machen.“ wirft er die Ideologie der Jägerschaft über Bord, Jagd und Hege hätten irgendetwas mit Schutz der Natur zu tun. Ganz ohne eigene Hege ist er unbekümmert nach Russland gereist, um dort Auerhühner, die hierzulande so gut wie ausgestorben sind, zu töten. Weil er sich alleine dort nicht zurechtgefunden hätte, mietete er sich einen Führer, der ihn zu einem abschusswürdigen Vogel führte. „'Ursprüngliche Jagd' – darauf legt er großen Wert.“ (DJZ, H. J. Nagel). Vor seiner Zeit als Ministerpräsident war er 22 Jahre Bundestagsabgeordneter und gründete den „Gesprächskreis Jagd-Fischerei-Umwelt“, die Lobby-Organisation jagender Politiker im Bundestag.

Quelle: https://djz.de/prominente-jaeger-peter-harry-carstensen-2104/

„Das Gefühl eines Weidmanns“: Bundespräsident a. D. Walter Scheel

1996 erschoss er einen Bären mit nur einer Kugel, worauf er sehr stolz war, in demselben Revier, in dem auch Nicolae Ceauşescu gejagt hatte. Scheels rumänischer Jagdführer glaubte, man würde immer mehrere Kugeln brauchen.

„DJZ: Welche Bedeutung hatte für Sie Trophäenstärke oder -gewicht?
Scheel: Überhaupt keine. Mir ging es stets nur um das jagdliche Erlebnis. Ich war süchtig nach 'dem Gefühl eines Weidmanns'“
.

Mit Schilderungen dieses großartigen Gefühls machte er unter seinesgleichen Werbung für die Jagd:

„DJZ: Konnten Sie Ihre politischen Ämter und die Jagd verknüpfen?
Scheel: Natürlich wurde ich einige Male von Regierungschefs zur Jagd eingeladen. Fast überall sprachen wir zumindest darüber. Und wenn ich mit einem nichtjagenden Politiker über das Weidwerk diskutiert hatte, war der danach 'Jäger' …“

Nach der Hinrichtung des Bären hängte er jedoch das Gewehr an den Nagel, weil er kaum noch sehen konnte – das macht nicht jeder. Im Jahr des Interviews (2012) ging er wegen Demenz in ein Pflegeheim. Er starb vier Jahre später im Alter von 97 Jahren.

Quelle: https://djz.de/prominente-jaeger-walter-scheel-1994/ Interviewer: Hans Jörg Nagel

Noch ein Polit-Rentner: Bundeswirtschaftsminister a. D. Michael Glos

Den Michel übermannte die angeblich jedem Menschen angeborene Jagdleidenschaft schon im zarten Alter von 65 Jahren, nachdem er als Bundeswirtschaftsminister zurückgetreten war. Der gelernte Müllermeister mit mittlerer Reife erwarb das Grüne Abitur nach einem 17 Tage dauernden Intensivkurs in einer Jagdschule in Meck-Pomm. Dazu eignete er sich ein umfangreiches und gründliches Wissen über Wildbiologie, Wildhege, Land- und Waldbau, Wildschadensverhütung, Waffenrecht und Waffentechnik, die Führung von Jagdhunden, Jagd-, Tier-, Naturschutz-, Landschaftspflegerecht und vieles andere an, was einem Normalbegabten auf ewig verschlossen bleiben muss.

„Jagdgelegenheiten hat der Ex-Minister reichlich, wenngleich er betont, keinerlei 'Prominentenbonus' auszunutzen. Freunde mit Revieren laden ihn gerne und häufig ein.“ (DJZ, Nagel)

Zum Töten reiste er bis Namibia. Das Töten eines Deutschen Rothirsches scheint dagegen schwieriger zu sein:

„Seit 2 Jahren jage ich auf einen guten Hirsch. Ich wurde schon x-mal in Österreich, der Eifel oder auch im Bayerischen Wald darauf geführt. Aber es sollte bislang einfach nicht sein.“ (Glos, ebd.)

Quelle: https://djz.de/prominente-jaeger-michael-glos-2134/

Jagen mit Rollatoren: Bokel in Niedersachsen

Ob es der Herr Minister Glos auch schon hier einmal probiert hat?

„Das Forst- und Jagdgut Bokel lädt Sie ein in eine -fast- unberührte Natur.“ (www.gut-bokel.de)

„Fast“ ist doch ein wenig untertrieben, weil das Gelände eingezäunt ist, damit das Wild nicht weglaufen kann.

„Viele der Ansitzeinrichtungen sind gut zu Fuss oder gar mit dem Auto erreichbar. Somit ist die Jagd auf dem Ja[g]dgut Bokel keine Frage des Alters. […] Das Jagdgut Bokel bietet Ihnen einen der stärksten Rotwildbestände Niedersachsens. Hirsche mit 14 kg Geweihgewicht sind keine Seltenheit. Ebenso bringt der starke Dam- und Muffelwild-Bestand immer wieder sehr gute Tropäenträger hervor. […] Entgegen so mancher Vermutung ist das Wild auf dem Jagdgut Bokel nicht zahm – auch wenn das eine oder andere Rudel sich durch die Ungestörtheit verhaltener zeigt.“ (www.gut-bokel.de/die-jagd/)

Ob Dr. Asche Bokel ein Jagdbordell nennen würde? Er hat mit diesem Begriff keinerlei Probleme: „Auch Bordelle, seien sie erotische oder jagdliche, sind Ausdruck unserer Geschichte und Kultur. Sie sind Ausdruck menschlicher Freiheit.“ (30.6.2016, https://www.jaegermagazin.de/jagd-aktuell/jaeger-meinung/kommentar-zur-swr-sendung/)

Geschäftsmodell Jagdgehege

Die Freiheit der Adelsfamilie Bismarck zu verteidigen, hatte Dr. Asche vergeblich versucht. Sie unterhielt in Schleswig-Holstein zwei eingezäunte Jagdgehege, eines davon im Sachsenwald östlich von Hamburg. 1999 beschloss Schleswig-Holstein, ein Bundesland mit besonders wenig Wald, Jagdgehege zu verbieten (mit einer fünfzehnjährigen Übergangsfrist). Die Bismarcks meinten, sie dürften weiter machen, was sie seit Kaiser Wilhelms Zeiten praktizieren, und prozessierten mit Unterstützung von Dr. Asche und zwei weiteren Anwälten.

„Das Gesetz komme einer Enteignung ohne Entschädigung gleich: Ohne Gatter sei ein Hektar Sachsenwald rund 10.000 Euro wert, mit Gatter 20.000 bis 40.000 Euro. Hochgerechnet liegt der Wertunterschied damit bei bis zu 39 Millionen Euro.“
„Es bestehe kein wesentlicher Unterschied zu Nutzgattern in der Landwirtschaft oder zu Angelteichen“, und die seien ja auch erlaubt. (zit. nach spiegel.de, 9.5.2017, Autor: B. Schulz)

Dr. Fl. Asche ist aber auch gar nichts zu peinlich: Er stellt adlige Herrenjäger auf eine Stufe mit plumpen Bauern! Das Verwaltungs- und das Oberverwaltungsgericht hatten jedoch kein Mitleid.

80-jähriger Jäger verläuft sich im Wald

Bei einer nächtlichen Jagd auf Wildschweine verlief sich ein Jäger, der aus den Niederlanden angereist war, im saarländischen Wald. Seine drei Jagdkumpel, ebenfalls Niederländer, alarmierten den Rettungsdienst. Es begann ein Großeinsatz von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und einer Hundestaffel, einem Polizeihubschrauber sowie einer Drohne der Feuerwehr mit Wärmebildkamera. Der Greis wurde gegen vier Uhr morgens wohlbehalten gefunden (nach einem Bericht bei jagderleben.de).

„Großeinsatz: Jäger stürzt mit seinem Auto in einen Fluss“

Der 89-Jährige fuhr auf einem Feldweg in Thüringen und rutschte in die Helme, ein Nebenfluss der Unstrut. (pirsch.de, J. Schlereth 24.1.2024).

85-jähriger Jäger bleibt an seinem Hochsitz hängen

„Jäger muss gerettet werden. Beim Abbaumen [Absteigen] kam ein Jäger auf einem Hochsitz ins Straucheln. Der Mann blieb dabei an der Leiter hängen.“ (pirsch.de, Kathrin Führes, 28.9.2023).

Gut mit dem Auto erreichbar. Nummern erleichtern die Orientierung.
(Nicht Bokel, sondern Gockenholz)

Die alten Jäger sind am ärmsten dran

Das durchschnittliche Alter der Deutschen Jäger beträgt 57 Jahre. Und dann kommt auch noch das:

„Keine Reviere mehr für ältere Jäger“

Die Gemeinde Trossingen in Baden-Württemberg habe beschlosen, ihre Reviere nicht mehr an Jäger zu verpachten, die älter als 70 Jahre alt sind, meldet jagderleben.de am 28.6.2020. Dabei muss man wissen, dass Jagdpachtverträge für mindestens 9 Jahre abgeschlossen werden.

Jagen mit dem Rollstuhl

Das Deutsche Bundesjagdgesetz meint es trotzdem gut mit alten, kranken oder körperbehinderten Jägern: Während gemäß § 17 niemand einen Jagdschein erhalten darf, dem die „körperliche Eignung“ zur Jagd fehlt, und es in § 19 verboten wird, „Wild aus Luftfahrzeugen, Kraftfahrzeugen oder maschinengetriebenen Wasserfahrzeugen zu erlegen“, so wird das sofort eingeschränkt: „das Verbot umfaßt nicht das Erlegen von Wild aus Kraftfahrzeugen durch Körperbehinderte mit Erlaubnis der zuständigen Behörde“.

Ein besonders waidgerechter Deutscher Waidmann:

Constantin Bonifatius Herman-Josef Antonius Maria Freiherr Heereman von Zuydtwyck

Der Freiherr mit holländischem Migrationshintergrund, Großgrundbesitzer, Schlossherr auf der Surenburg bei Münster, Mitglied der CDU mit Sympathie für die rechtsradikalen Republikaner, gestorben 2017, verkörperte wie kaum ein anderer die Scheinheiligkeit der Deutschen Jägerschaft: Er war einerseits von 1969 bis 1997 Präsident des Deutschen Bauernverbandes, also Anführer der giftspritzenden Bauernschaft, andererseits von 1995 bis 2003 Präsident des Deutschen Jagdschutz-Verbandes e. V. (heute: Deutscher Jagdverband), und behauptete genauso wie seine Vorgänger und seine Nachfolger, Jäger seien die geborenen und unübertrefflich kompetenten „Naturschützer mit Examen“.

In einem Interview im Jahre 2013, als der Wolf allmählich zurückkehrte in seine angestammten Deutschen Lebensräume, behauptete er dreist, in Nordrhein-Westfalen habe es niemals irgendwann irgendeinen Wolf gegeben, „auch nicht zu Urzeiten“. Sodann schaffte er es, in nur einem Satz das gesamte ideologische Gebäude seines Verbandes zum Einsturz zu bringen:

Interviewer: „Es gibt das beliebte Argument, dass sich Wildbestände am besten selbst regulieren.“
Heereman: „Das geht garnicht. Warum sollten wir natürliche Feinde heranzüchten und nicht die nachhaltige Nutzung der Natur den Revierpächtern überlassen?“
(Quelle: www.biorama.eu/heereman-jagd-interview/ von Thomas Stollenwerk, 13. September 2013)

Nachhaltiges Deutsches Waidwerk in höchster Vollendung zelebrierte er, als er sich 1998 in ein eingezäuntes Wildgehege in der Eifel einladen ließ, ein Zoo für Wildschweine.

Die ZEIT berichtete von dem Gemetzel:

„Zu Füßen von 20 Lodenträgern lagen 80 Schweine tot im flackernden Licht. 7, nach anderen Angaben sogar 14 Tiere hatte allein Deutschlands oberster Jäger Constantin Freiherr von Heereman mit sicherem Schusse erlegt. Die Jagd sei 'wirklich nicht leicht' gewesen, berichtete er später, aber alles in allem einfach 'super' verlaufen.“
„Viele Jäger sind empört über die Jagd im Gehege. Es dürfte weder Waidmannskunst noch Sportsgeist erfordert haben, die 80 zahmen Wildschweine in dem engen Gehege über den Haufen zu schießen.“
„Heereman selbst ficht die Kritik nicht an. 'Da ist ordentlich gejagt worden. Da ist waidgerecht gejagt worden', versichert er. Was er damit meint, hatte er noch wenige Tage vor dem großen Schweineschießen in der Eifel auf dem Bundesjägertag in Wernigerode zu Protokoll gegeben: Waidgerecht, erläuterte der Präsident den DJV-Delegierten aus ganz Deutschland, sei eine Jagd, 'die Ehrfurcht und Rücksicht vor dem Leben zum eigenen Anliegen erhebt'.“ (Die ZEIT Nr. 17/1999, Bequemer jagen, Autor: Roland Reck)

Noch ein besonders waidgerechter Deutscher Waidmann:

Ernst Albrecht, Ministerpräsident von Niedersachsen (1976-1990), und sein halbes Kabinett gehen auf die Jagd

Ein rechter Nimrod vor dem Herrn war Ernst Albrecht von der christlich-demokratischen Union. Ausgerechnet am Buß- und Bettag 1984 hatten er und vier seiner Minister „115 Fasane abgeknallt, die ein paar Stunden vorher aus einer Zucht-Voliere in die Freiheit entlassen worden waren.“ Die christlichen Herren hatten „die Jagd auf einen 'stillen Feiertag' gelegt, für den ein Landesgesetz lautstarke Betätigungen wie 'Hetz-, Lapp- und Treibjagden' ausdrücklich verbietet. Zum Glück fiel dem Kabinett Albrecht ein, die Ballerei am Bußtag zu einer Suchjagd ohne Treiber mit dem Charakter eines 'bewaffneten Spaziergangs' zu erklären“ (Spiegel 1985, Heft 25 und 46).

Tatort war das Jagdrevier von Landwirtschaftsminister Glup.

Ein Fachmann für Jagdtourismus, Kurt Hofer, plaudert aus dem Nähkästchen:

„Trophäenmanipulationen haben die Jagdreisebranche in ein schlechtes Licht gerückt.“

„Das Geschäft mit der Jagd kennt perverse Praktiken. Eintausend Stück Flugwild pro Jagdgruppe? — Kein Problem. Kisten machen auch das möglich. Dass die gesamte Strecke oftmals verworfen werden muss, weil das mit Medikamenten vollgepumpte Federvieh aus Massenvolieren nicht einmal mehr als Hundefutter taugt — offensichtlich ist auch das für einige kein Problem.“

„Kurt Hofer war Teil dieser Branche. Seit über 25 Jahren ist er im Jagdreisesektor bei unterschiedlichen Anbietern tätig. 'Einmal rief mich ein Kunde an. Der wollte mit einer Handvoll Jagdfreunden eine Drückjagd buchen, bei der mindestens 120 Stück Schwarzwild fallen müssen. Gekoppelt war die Anfrage daran, dass die Jagdstrecke ausschließlich aus reifen Keilern bestehen sollte.' Hofer setzte diesen Wunsch in einem jugoslawischen Jagdgatter zur Zufriedenheit der Kundschaft in die Tat um. Die Keiler wurden aus unterschiedlichen Aufzuchtgattern zusammengeholt.“ (WuH 13/2012, S. 57f)

Cellesche Zeitung

siehe auch: „Obwohl Jäger patrouillierten: Wildschweine graben Rennbahn um. Ein Pferderennen in Halle musste kurzfristig abgesagt werden.“ (https://web.archive.org/web/20220122074205/https://www.jagderleben.de/news/obwohl-jaeger-patrouillierten-wildschweine-graben-rennbahn-um-712913, Katrin Führes, 25.8.2021)

Wildschweine und Rothirsche: immer zu wenig

Die Jäger lassen die Wildbestände ins Uferlose wachsen. Ein Beispiel aus meinem Dorf:

„Rot- und Schwarzwild waren unbekannt, und wenn erst seit etwa 1930 sich ab und zu ein Schwarzkittel hierher verirrte und gar zur Strecke kam, war dies eine Sensation.“ (100 Jahre landwirtschaftlicher Verein Beedenbostel, 1961, S. 78)

Wenn heute dagegen die Schwarzwildstrecke einmal vorübergehend in einem Jahr auf 131 zurückgeht, so fragen sich die Jäger besorgt, ob „noch genügend Schwarzwild vorhanden“ sei (Hegering Lachtetal, Mitteilungsblatt der Samtgemeinde Lachendorf, März 2001, S. 61).

Die systematische Erhöhung der Bestände hat sogar einen Namen: Lüneburger Modell. Als erstes verordneten sich die Jäger ab 1977 eine Schonzeit für die Wildschweine. „Wir wollen heute damit die Schwarzwildbestände reduzieren, und den Wunsch eines jeden Jägers auf Erlegung eines alten Keilers nebenbei [!] erfüllen.“ (Nds. Landesjagdbericht 2007, S. 27)

Hier eine Erfolgsmeldung:

„Mittelalte Keiler schont man, bis sie wirklich stark sind (Einzelgänger!). Sie sollten erst erlegt werden, wenn sie mindestens 5 Jahre alt sind oder 100 kg aufgebrochen [ausgeweidet] wiegen. Nach diesem Motto wurde in der Lüneburger Heide am 4.8.1979 im Waldrevier Ellerndorf vom Waidgenossen den Heijer ein kapitaler Basse mit dem sagenhaften Gewicht von aufgebrochen 516 Pfund, der sich in einem angelegten Haferstreifen gütlich tat, mit der 9,3 x 74 R [eine bestimmte Munition] erlegt. Ostpreußenkeiler brachten es nur (!) auf 300 bis 474 Pfund.“ (Blase/Pettinger, S. 250)
Das arme Tier war im Laufe seines Lebens schon dreimal angeschossen worden, wie an den vernarbten Wunden zu erkennen war. Nun hatte ihm ein Blumengroßhändler aus dem 180 km entfernten Bad Oeynhausen den Rest gegeben (Spiegel 43/1979).
„Leider hat das Lüneburger Modell, 1968 vorgestellt von Kreisjägermeister Norbert Teuwsen, zu einer rasanten Bestandserhöhung bei Bachen geführt.“ (Dr. ing. mult. Hellmann, DJZ 8/2012, S. 41) Der Bergbauingenieur rechnet dann mit einem Polynom fünften Grades vor, dass ganz genau 82 000 Bachen (weibliche Wildschweine, also Nachwuchsproduzenten) zu viel in Deutschland leben würden.

„Keilerhege leicht gemacht. Gezielt Keiler in einem Revier heranhegen? Geht das denn?“

Ja, sagt die DJZ im Heft 3/2012 auf den Seiten 36 bis 39:

  1. Wildäcker/Wildwiesen

  2. Suhlen und Schöpfplätze

  3. Malbäume

  4. Kirrungen

  5. Salzlecken

  6. Sauhütten

  7. Pendelklappen

Fazit: Man muss „dem Schwarzwild eine bequeme Heimstatt einrichten“. „Wenn dann ein Keiler fällt, ist dies höchste Weidmannslust!“

„Eine Hege mit der Büchse beim Schwarzwild zu empfehlen, wage ich nicht wegen des großen Schadens, den diese Wildart auf den Feldern verursacht. Sicher ist, daß kein Wild auf eine Hege so schnell und so intensiv reagiert, wie das Schwarzwild.“ (Raesfeld/Frevert, Das Deutsche Waidwerk, Parey-Verlag, 7. Auflage 1955, S. 426)

Heute hört man ganz andere Töne: „In unserer Zeit stellt sich die Frage, ob die Wildsauen nützlich oder schädlich sind, eigentlich nicht mehr.“ Sie sind eindeutig nützlich für den Jäger! (Menzel, Das Celler Land. Landschaftspflege und Naturschutz, Celle 1988, S. 31)

Um 1850 herum waren sie eindeutig schädlich: „Das Schwarzwild außerhalb geschlossener Wildgärten ist auszurotten.“ (§ 14 des Jagdgesetzes von 1850 für das Königreich Hannover)

Noch im Jahr 1988 schrieben Blase/Pettinger: „Darf Schwarzwild gehegt werden? Nur in Gehegen, die ein Ausbrechen verhüten.“ (Die Jägerprüfung, S. 735) So schreibt es immer noch das Bundesjagdgesetz in § 28 vor!

Es gibt nichts Schöneres als den Schrei eines sterbenden Keilers im Morgengrauen.“
Dr. med. Waidloch

Rotwildhege leicht gemacht

Auch beim Rotwild haben die Jäger der Natur nachgeholfen: Um immer prächtigere Hirschgeweihe zu produzieren, haben sie Rothirsche aus Ungarn importiert und hier zur Vermehrung ausgesetzt (Der Speicher. Heimatbuch für den Landkreis Celle, Celle 1930, S. 409). Heute wird die Sache agrar-industriell wie in der modernen Schweine- und Rinderzucht betrieben:

„Eine der größten Hirschzuchtfarmen Europas entsteht derzeit in Kroatien in der Nähe von Djakovo. Damit wird die Stadt nicht nur für ihre Lippizanerzucht weltberühmt, sondern bald auch mit Hirschen australischen Ausmaßes von sich reden machen. Die Balkan-Hunting-Company, hinter der ein großer kroatischer Autohändler steht, hat mit dem Wissen aus Neuseeland und mit Hilfe von Veterinären aus Wellington (Australien) auf knapp 100 Hektar eine Farm errichtet. Dort wird Rotwildkahlwild mit neuseeländischem Sperma befruchtet. Teilweise wurden auch Hirschembryonen eingepflanzt. Ein Teil der gezüchteten Stücke wird in einem dazugehörigen rund 1000 Hektar großen Gatter erlegt, mit anderen wird europaweit gehandelt.“ (WuH, 14/2010)

Damit schließt sich ein Kreis, denn die Rothirsche, die heute in Australien und Neuseeland leben, wurden von den Europäern mitgebracht.

Ein deutsches Beispiel für Geweihzucht bietet das Gut Gollin bei Templin: „Zuchtwild mit Fokus auf die Geweihbildung“, so beschreibt der Jäger und Hirschzüchter Elmar Ernst der DJZ sein Geschäft (5/2013, S. 24f). „Unser Zuchtwild stammt ausnahmslos aus England, weil das durchgezüchtete Genetik ist. […] Unsere Zucht ist keine Liebhaberei, es ist eine Form der Landwirtschaft wie Pferdezucht, Rinderzucht oder dergleichen.“ Er betont, dass sein Geschäft profitabel ist.

 

In Bayern: Jäger erschießt drei Hausschweine und beschuldigt Bauern

Es war nicht irgendein Jäger, es war der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Garmisch Partenkirchen im Bayerischen Jagdverband e. V., Thomas Bär. Er fühlt sich allerdings völlig unschuldig und gab Jagderleben.de ausführlich Auskunft über seine Sicht der Dinge.

Bär: „Wer aktiv auf die Jagd geht, dem passiert auch einmal ein Fehler. Wer niemals abdrückt, der macht natürlich auch keine Fehler. Aber es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, einen gemachten Fehler zuzugeben und dazu zu stehen.“

Eigentlich habe er keinen einzigen Fehler gemacht, nur der Schweinehalter hätte gleich ganz viele Fehler gemacht:

  1. Der Jäger habe nichts von den Schweinen der Rasse „Schwarzes Alpenschwein“ am Waldrand gewusst, der Bauer hätte ihn informieren müssen.

  2. Die Schweinehaltung war illegal, weil nicht beim Veterinäramt angemeldet.

  3. Die Schweine hätten keine Ohrmarken getragen. (Daran kann ein Bayrischer Waidmann ein Haus- von einem Wildschwein unterscheiden.) „Die Schweine hatten keine Ohrmarken, waren also nicht beim Veterinäramt gemeldet und wurden somit schwarz gehalten – zum Eigenverbrauch.“ Selber essen? Zählt nicht!

  4. Die Sicht war einerseits schlecht, andererseits gut genug, als der Bär Mitte April 2022 dreimal abdrückte. Bär: „Es war gegen 20.00 Uhr. Es war noch eben Büchsenlicht.“

  5. Die Hausschweine standen in einem „grobmaschigen Eisenzaun“. Den hat er in der Dämmerung nicht gesehen.

  6. Dann war die Fläche auch noch mit Schilf und Sträuchern bewachsen. Die Sicht auf die Schweine war verdeckt. Trotzdem glaubte er, genau dort Wildschweine zu erkennen.

  7. „Wildschweine sind schwarz, Alpenschweine sind ebenfalls schwarz.“ (Bär) Die dunkelbraunen Borsten der Wildschweine sind zwar viel länger als die schwarzen Borsten der Alpenschweine, und die Körperformen unterscheiden sich sehr deutlich, aber die Dämmerung! Nachts sind alle Katzen grau!

Summa summarum: Die illegalen Schweine haben die Todesstrafe durch Erschießen verdient!

Meine Empfehlung an alle Jäger: Vor dem nächsten Schuss zuerst hier klicken: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzes_Alpenschwein und hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Wildschwein

P. S.: Der Bär durfte seinen Jagdschein behalten und brauchte noch nicht einmal ein Bußgeld zu bezahlen (Münchner Merkur, 23.7.2022).

In der Schweiz: Jäger erschießt Lama

Das Lama wurde zum Schutz einer Viehherde vor Wölfen und wildernden Hunden gehalten. „Ein Lama kostet bis zu mehrere tausend Euro. […] Bedauerlicherweise war das erlegte Exemplar ausgerechnet die Leitstute der Herdenschutz-Lamas.“ (djz.de, 8.10.2021.) Der Jagdschein wurde eingezogen.

In Schleswig-Holstein: Jäger erschießt schottische Galloway-Kuh

Der Jäger schoss „in der abendlichen Dunkelheit“ auf einen „schwarzen Klumpen“, das konnte nur ein Wildschwein sein. Der Kreisjägermeister gibt sich empört (djz.de, 5.1.2023.) — als ob er seine Pappenheimer nicht kennen würde.

In Niedersachsen: Jäger erschießt drei Rinder einer seltenen Rasse

„Mit einem Freispruch endete am 28. März vor dem Amtsgericht Osterode ein Verfahren gegen einen Jäger, der spätabends im Oktober 2010 drei Zuchtrinder der Rasse Harzer Höhenvieh angeschossen hat. Dem Weidmann war kein Vorsatz nachzuweisen.

[…] Der Weidmann […] begab sich am Abend des 1. Oktober 2010 auf die Pirsch nach Schwarzwild. […] Gegen 22.30 Uhr drückte der Grünrock mehrmals ab. Er stellte aber bald [!] fest, dass ihm das erhoffte Jagdglück nicht beschieden war. Er legte nicht auf 80 kg leichte Schwarzkittel, sondern auf 600 kg schwere Kühe an, die auf dem Naturschutzgrünland weideten. […] Die Schadenssumme soll in den fünfstelligen Euro-Bereich gehen. Der 38-jährige Schütze erhielt einen Strafbefehl in Höhe von 3.000 € wegen Verletzung des Tierschutzgesetzes, denn Jäger dürfen bekanntlich nur auf wildlebende Tiere schießen. Die Strafe muss er nun nicht zahlen, denn der Richter des Amtsgerichtes Osterode urteilte, dass dem Jäger kein Vorsatz zu unterstellen sei, er habe lediglich grob fahrlässig gehandelt, also Kühe und Wildschweine verwechselt.“ (Land & Forst, 13. April 2012)

Zu den dümmlichsten Einfällen der Jägerpropaganda gehört dieses: Die zweite Ausrottung des Wolfes in Mitteleuropa sei ein Gebot des Artenschutzes. Denn Wölfe würden seltene Nutz(!)tierrassen ausrotten.

Wild und Hund, Heft 21, 2. Nov. 2002

Soldat von Jäger erschossen

In Österreich wurde ein Soldat bei einer nächtlichen Übung von einem Jäger erschossen (S. 9).

Hierzu merkt Deutschlands einzige Jagdwissenschaftlerin Dr. Sigrid Schwenk in ihren Gedanken zum St.-Hubertus-Tag (3. November) im selben Heft an:

„Wohl jeden von uns erschüttert ein solches Unglück bis in die Knochen. Es macht nachdenklich, wenn es in den ersten Meldungen heißt, dass der Soldat in der Dämmerung und in der Schnelle aus dem Auto heraus irrtümlich für ein Wildschwein gehalten und beschossen worden sei. Immer bedenklicher wird es, wenn in weiteren Meldungen, die auch von offizieller jagdlicher Seite nachgeschoben werden, behauptet wird, dass zunächst nicht aus dem Auto geschossen worden sei, und außerdem der Soldat dem Jäger, der ein Wildschwein verfehlt habe, in die Schusslinie gelaufen sei. Wenn sich dann noch der Unglücksschütze vor seinem geöffneten Waffenschrank in der Tageszeitung ablichten lässt (ein Foto, dass groß neben dem Passbild des Getöteten in der österreichischen Tagesszeitung 'Kurier' am 19. September erschien), fehlt vielen jedes Verständnis dafür.“ (S. 14f)

Ansonsten vertritt Dr. Schwenk die Meinung, dass erst die Jagd den Menschen zum Menschen mache: „Vom Tier zum Menschen durch die Jagd“ (in: K. G. Blüchel (Hg.), Die Jagd, Könemann-Verlag 2004, S. 320ff).

„Jäger, rettet Leben, bleibt zu Hause“

„141 Unfälle mit 11 Toten
30 Millionen abgeknallte Tiere
Jagdjahr 2019-2020“

Quelle: https://www.fondationbrigittebardot.fr/chasseurs-sauvez-des-vies-restez-chez-vous/, Übersetzung von mir, J. A.

Die Stiftung Brigitte Bardot fordert ein Jagdverbot am Sonntag, damit die Menschen sich ohne Lebensgefahr in der Landschaft erholen können. Aktueller Fall: „In Frankreich erschoss eine 17jährige Jägerin am Nachmittag des 19. Februar versehentlich eine 25jährige Wanderin. Die Frau, die mit ihrem Freund auf einem ausgeschilderten Wanderweg lief, war auf der Stelle tot.“ Nun ja, es war allerdings ein Samstag (djz.de, 22.2.2022).

Die Jäger haben in Präsident Macron einen starken Schutzpatron, aber das folgende konnte er nicht verhindern:

„Frankreichs Jäger dürfen nicht mehr betrunken jagen“

„Seit heute (17.09.2023) ist es offiziell: Wer in Frankreich zur Jagd gehen will, darf dabei nicht (sichtlich) betrunken sein. […] Da jedoch keine eindeutige Promillegrenze in dem Erlass festgelegt wurde, ist es fraglich, inwieweit sich dieser durch die Polizei überhaupt durchsetzen, respektive kontrollieren lässt. Mancher, der schon einmal mit Franzosen in Frankreich gejagt hat, könnte der Meinung sein, dass sich durch das neue Dekret nichts ändern wird und hätte damit sogar wahrscheinlich recht.“ (natuerlich-jagd.de, 17.9.2023)

Hannoversche Allg. Zeitung (HAZ) vom 19. Januar 2005

Schrotladung trifft zwei Sportler

Norderney (lni). Nach einem Jagdunfall ermittelt die Polizei auf der Insel Norderney gegen drei Jäger. Die Männer sollen während einer Kaninchenjagd zwei Freizeitsportler leicht verletzt haben. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurde einer der Männer von Schrotkugeln am Ohr getroffen. Bei einem anderen mussten Ärzte des Inselkrankenhauses eine Kugel aus dem Lippenbereich entfernen. Ein dritter Mann kam mit dem Schrecken und Schrotgeschoss-Spuren an seiner Kleidung davon.

Die Jagdgesellschaft und die Sportlergruppe seien zum Unglückszeitpunkt etwa 100 Meter voneinander entfernt gewesen, sagte Polizeisprecher Dieter Schrader. „Die Gruppen haben sich gegenseitig gut erkennen können.“ Wie es dennoch zu dem Unfall kommen konnte, werde derzeit noch ermittelt. Nach den bisherigen Untersuchungen wurden die Männer von ein und derselben Schrotladung getroffen. „Der Unglücksschütze hat sich sofort zu erkennen gegeben und bei den Verletzten entschuldigt. Wir gehen daher nicht von einer Vorsatztat, sondern allenfalls von grober Fahrlässigkeit aus“, sagte Schrader. Nach Auskunft der Norderneyer Polizei war es nicht der erste Jagdunfall auf der Insel. Vor ein paar Jahren hatten Jäger dort versehentlich einen Vogelzähler angeschossen.

 

Jägerschicksale

Ein jagender Chirurg fuhr ins Revier. Das Gewehr lag geladen im Auto. Der zweite Fehler des akademisch gebildeten Waidmannes war: Er nahm die Waffe so aus dem Auto, dass die Mündung gegen ihn gerichtet war — peng, da half kein chirurgischer Eingriff mehr.

Der zweite Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG schießt sich bei einer Jagd in Tirol in die linke Hand. Ein Finger geht verloren.

Professor auf Treibjagd erschossen. — Na ja, kann vorkommen. Weil aber der Dienstherr des Professors, ein deutsches Bundesland, die Zahlung einer hohen Hinterbliebenenrente auf sich zukommen sah, verklagte es den Todesschützen auf Schadenersatz. Die erste Instanz sprach den Todesschützen frei: Der Professor habe gegen bestimmte Verhaltensregeln der Treibjagd verstoßen, sei also letztlich selber Schuld. Die nächste Instanz hob das Urteil auf: Der Todesschütze hätte besser hinsehen müssen. Und wenn sie nicht gestorben sind, so prozessieren sie noch heute. — Der Gesetzgeber in seiner unendlichen Weisheit zwingt die Jäger zum Abschluss einer Haftpflichtversicherung, womit Personenschäden bis zu 500 000 Euro gedeckt sind. (Diese enorme Summe ist seit 1976 gleichgeblieben.)

Einen über 70 Jahre alten, Parkinson-kranken Jäger packte nach längerer Pause wieder einmal die Jagdleidenschaft. Aber noch bevor er seinen Hochsitz erreichte, fiel er in eine Jauchegrube. Seine Tochter, die seinen Haushalt versorgt und seine Wäsche waschen musste, soll Maßnahmen gegen eventuelle weitere Ausbrüche der Jagdleidenschaft ergriffen haben — vergeblich! Der alte Tattergreis, der sich kaum alleine ankleiden kann, schießt weiter.

Zwei Jäger verabredeten sich zur Jagd. Am Treffpunkt erschien nur einer. Dieser ging allein ins Revier. Nach einiger Zeit raschelte es im Gebüsch. Der Jäger witterte Beute, drückte ab und erlegte seinen Kameraden.

Jäger erschießt Jäger. Der Schütze erklärte, er habe den anderen Jäger in der Dämmerung für eine Nutria gehalten. Nutrias sind mit Meerschweinchen verwandt, Körperlänge: maximal 65 cm.

68-jähriger Jäger erschoss sich selbst, nachdem er bei Northeim einen Rehbock erschossen hatte. Während dieses Absicht war, war jenes wohl ein Versehen. Die Hannoversche Allg. Zeitung ergänzt: „Ähnliche Jagdunfälle gab es in Niedersachsen auch im vergangenen Jahr: Kurz vor Weihnachten starb ein 74-jähriger Jäger in Steimbke bei Nienburg, als er sein geladenes Gewehr aus dem Auto holen wollte. Im Juni wurde in der Grafschaft Bentheim ein 72-jähriger Jäger getötet, weil sich in der Waffe seines 76-jährigen Freundes versehentlich ein Schuss löste.“ (16. Juni 2011)

Jäger schießt auf einen Fuchs, der sich in seiner Garage versteckt, und verletzt seine Ehefrau mit 30 Schrotkugeln.

Jäger starb an Alkoholvergiftung. Der 42-jährige hatte am Wochenende an einer Treibjagd und später an einer Feier zum Bestehen seiner Jägerprüfung teilgenommen.

Zwei Tage vor Silvester starb ein Jäger nach dem Ende einer Jagd. Zusammen mit einem zweiten verstaute er gegen 1 Uhr nachts Waffen im Auto, als sich ein Schuss löste. Der zweite Jäger hatte 2,04 Promille Alkohol im Blut.

Zum Schluss noch eine Meldung aus Deutsch-Südwest: Einheimischer Jäger verwechselt Deutschen Touristen mit einem Pavian und erschießt anschließend auch sich selbst.

Quellen: Die Pirsch; Land & Forst Heft 47/2000; DJZ; www.stern.de u.a.



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2024-02-19